Die drei Grazien

Nordwestlich von Stockholm ...

 
   
... liegt an einem kleinen See unser Sommerhaus.
Das Haus steht gut hundert Meter vom See entfernt. Der See ist von Bäumen umsäumt.
Drei große Bäume an der Böschung werden von uns „die drei Grazien“ genannt.
Unter ihren Baumkronen kann man vom Haus aus wie durch Fenster auf die Wasserfläche sehen.
Die Ansicht der Landschaft ändert sich ständig. Wolken, Gewitter, Nebel und Dunst prägen das Licht und die Prägnanz der verschiedenen Bildebenen. Zwischen Acker und See liegt der Saum mit Bäumen, Büschen und den drei Grazien. Als Hauptdarstellerinnen verdecken sie zum Teil den Hintergrund, der geprägt ist durch den See, den gegenüberliegenden Waldesrand und den Himmel.
Die Szenerie dient mir als Vorwand zum Malen. Mal ist sie Anregung, mal Trainingsgegenstand, mal grammatische Struktur, mal Stichwortgeber, dann bisweilen Fundgrube für malerische Lösungen und mehr und mehr nur ein Ensemble mit bestimmten Grundelementen: Vordergrund, Bäume, See und Himmel.
Ich bemühe mich nicht um korrekte Wiedergabe, sondern beute das Motiv als Ideengeber aus. Ich zeichne auf dem Malgrund das Motiv nicht vor. Der Farbauftrag geschieht spontan und meistens deckend. Gerne nehme ich breite Pinsel zur Hand, die für eine detaillierte Wiedergabe nicht geeignet sind und mich zu malerischen Übersetzungen drängen. Die Bilder berichten auch von der Lust am Tempo, dem Spaß an der Übertreibung, dem Vergnügen an der Vielfalt der Möglichkeiten. Das Motiv muss sich viel gefallen lassen: Die Anordnung der Wirklichkeit wird ständig gebeugt, konjugiert und strapaziert.